Reisen nach Afrika in Zeiten der Corona-Pandemie sind nicht so ohne weiteres möglich. Im Moment stellt das Hauptproblem die 14 tägige Quarantäne dar, in die man sich nach der Rückkehr begeben muss. Zumindest wenn man in die Hochinzidenzgebiete des südlichen Afrika fahren möchte. Und wenn man der arbeitenden Bevölkerung angehört, muss man die Quarantäne direkt mit einplanen und somit werden aus zwei Wochen direkt vier. Aus unterschiedlichen Erwägungen ist das nicht praktikabel.
Aber es gibt ja noch Kenia. Dort hat konsequentes Management dazu geführt, dass die Inzidenz zumindest bis vor ein paar Wochen soweit unten gehalten werden konnte, dass das Land nicht mehr zu den Hochrisikogebieten gehört. Ein höchstens 72 Stunden alter PCR-Test reicht, um hinein zu kommen und ein eben solcher, um wieder hinaus zu gelangen. Also wurde es in diesem Jahr Kenia und nicht die Kalahari, wie eigentlich angedacht. Aber meinem Sohn, dessen Abi-Geschenk diese Reise war, war es natürlich auch Recht.
Also fuhren wir mit einem aktuellen, negativen PCR-Test, den wir ordnungsgemäß vorher auf der Website des Gesundheitsministeriums Kenias hochgeladen und dafür einen Barcode erhalten hatten, einem online beantragten Touristen-Visum und viel Fotogepäck am 1. Juli für 12 Tage nach Kenia, wovon wir allein neun Nächte im Mara Eden Safari Camp in der Masai Mara verbrachten. Der Flug mit der Lufthansa lief pünktlich und reibungslos ebenso wie der Transfer vom Flughafen Jomo Kenyatta zum Hotel Rudi. Von dort ging es am nächsten Morgen bereits um 07:30 Uhr weiter in die Mara. Nicht, wie meistens, mit dem Flieger vom Wilson-Airport aus, sondern mit dem Kleinbus. Der Flug wäre zwar schneller und vielleicht auch bequemer gewesen, aber auf die Unternehmen, die die Verbindungen direkt in die Mara anbieten, ist in Pandemiezeiten nicht wirklich Verlass. Oft fliegen sie gar nicht, weil es ihnen zu wenig Fluggäste sind oder sie lassen einen horrende Summen für Übergepäck bezahlen, was bei Fotografen ja fast immer das Problem ist. Oder man muss kurzfristig ein zusätzliches Ticket kaufen, um sein Übergepäck zu rechtfertigen. So ist es mir 2019 ergangen.
Diesmal also mit dem Auto. Sehr freundlicher Fahrer, zügige Fahrt von 4,5 Stunden Dauer und Ankunft am Gate gegen Mittag. Dort erwartete uns unser Fahrer Jonathan, der in der Mara aufgewachsen war und das Reservat wie seine Westentasche kannte. Die Parkgebühr wurde für die kommenden zehn Tage bezahlt und stolz präsentierte uns Jonathan sein Offroad-Permit. Dessen Bedeutung ist nicht hoch genug einzuschätzen, da es einem erlaubt, wann immer notwendig, die Wege zu verlassen und dem Fotoobjekt der Begierde durch die Savanne zu folgen. Gültigkeitsdauer 10 Tage. Passte genau.
Die nächsten 10 Tage verbrachten wir im Mara Eden Safari Camp direkt am Mara River. Ein wunderbares Zeltcamp mit dreizehn luxuriösen Zweierzelten. Und abgesehen von den ersten zwei und den letzten zwei Tagen waren wir die einzigen Gäste. Dies lag zum einen an der Vorsaison, zum anderen aber auch und in erster Linie an der pandemiebedingten, deutlich geringeren Anzahl der Gäste. Abgesehen davon, dass wohl die Ruhe im Camp dazu führte, dass sich eines Mittags eine schwarze Mamba vor unseren Zelteingang verirrte, hatten wir von der geringen Auslastung nur Vorteile. Wir bekamen das einzige Zelt mit zuverlässiger WLAN-Verbindung und dauerhaft Strom bis in die Nacht. Wir hätten uns sogar etwas besonderes zu essen wünschen können, aber wir haben es darauf ankommen lassen und wurden nicht enttäuscht. Der Koch war ein Suppen-König! Selten so gute Suppen gegessen. In den folgernden Tagen lief immer das gleiche Ritual ab: 05:15 Uhr wecken durch einen Camp-Mitarbeiter, ein schneller Kaffee im Speisezelt und dann mit der Fotoausrüstung in der Hand und auf dem Rücken hinauf zum Parkplatz am Campeingang, wo 05:45 Uhr der Gamedrive begann. Gegen Mittag war man wieder im Camp und der zweite Drive begann um 15:30 Uhr am Nachmittag und dauerte bis nach Sonnenuntergang. An zwei Tagen haben wir sogenannte „long days“ eingeschoben, an denen wir den ganzen Tag unterwegs waren und so auch entferntere Regionen der Mara erreichen konnten.
Im folgenden werde ich mich an den entstandenen Aufnahmen entlanghangeln. Einerseits, um Euch eine detaillierte Beschreibung aller Safaritage zu ersparen. andererseits, um speziellen, entscheidenden Tiersichtungen das Gewicht zu verliehen, das sie verdienen. Eine gewisse Chronologie bleibt allerdings erhalten und darüber hinaus wird es sich nicht vermeiden lassen, dass ich auf die Vor- und Nachteile der spiegellosen Canon EOS R5 im Gegensatz zur Canon EOS 1Dx Mk III eingehe. Ja, es gibt auch Nachteile, die in letzter Zeit irgendwie nicht mehr erwähnt werden, wo doch alles spiegellos, Freude und Sonnenschein ist. Aber dazu später.
Ein zentrales Vorhaben, das es zu verwirklichen galt, war die Fotografie aus möglichst niedriger Perspektive. Was hierzulande kein Problem darstellt, ist in der Gegenwart potentiell gefährlicher Großsäuger oft ein Problem. Die Safariunternehmen haben, dem Wunsch vieler Fotografen folgend, entweder die Türen auf einer oder auch auf beiden Seiten, je nach Typ, herausgebaut und mit einem Vorhang versehen oder gleich ganz weggelassen. Das ermöglicht zumindest mit einem gehenden Löwen die Fotografie auf Augenhöhe. Manche Autos sind darüber hinaus sogar mit einer Platte in Wagenbodenhöhe ausgestattet, auf der ein Stativkopf montiert werden kann. Damit man zum liegen ausreichend Platz hat, werden alle Sitze bis auf die letzte Sitzreihe demontiert und aus Gründen der Bequemlichkeit eine Matratze auf den Wagenboden gelegt. So ist das Sitzen während der Fahrt auch über holprige Straßen ausreichend bequem und man liegt problemlos auf dem Bauch, wenn man aus der geöffneten oder demontierten Tür fotografiert. Unser Auto hatte allerdings nur zwei Sitzreihen für die Fahrgäste hinter dem Fahrer, was bei zwei recht großen Personen wie meinem Sohn und mir – 1,95 b.z.w. 1,90 m Körperlänge – zu Platzproblemen führte und den ein oder anderen Lacher bei den Insassen vorbeifahrender Auto verursachte, die manchmal nur vier Füße und Unterschenkel über Kreuz in die Luft ragen sahen. Man muss also konstatieren, dass ein längerer Wagen besser gewesen wäre. Und eine Tür auf beiden Seiten hätte auch den Vorteil gehabt, dass man nicht sich schneller am Ort des Geschehens in Stellung hätte bringen können und den Wagen nicht immer erst mit der linken Seite in Richtung Fotobjekt hätte ausrichten müssen.
Mein Vorhaben, möglichst auf Augenhöhe zu fotografieren, wurde allerdings durch die Tatsache erschwert, dass die Wanderung der Gnus noch nicht begonnen hatte, das Grasland der Mara noch nicht abgefressen und deshalb noch sehr hoch war und insbesondere alles, was kleiner als eine mittlere Antilope war – zum Beispiel eine Thomsongazelle – eigentlich immer irgendetwas vor der Nase hatte. Aber aufgeben war keine Option und viele Aufnahmen wurden durch eine Unzahl von Versuchen. unter anderem auch oft mit manueller Scharfeinstellung, dann doch möglich. Außerdem ist zumindest aus meiner Sicht ein Bild von einem Serval, der im hohen Gras steht, auch mit einigen Halmen davor immer noch um Längen reizvoller, als die Perspektive von schräg oben.
Während um uns herum aus vielen Auto unablässig das Rattern der Kameras zu hören war und eigentlich kaum einer sich die Mühe machte, die durchaus vorhandene Möglichkeit zu nutzen, sich in eine tiefere Position zu begeben, versuchten mein Sohn und ich, sowohl den Fahrer so zu dirigieren, dass der Wagen nach Möglichkeit in einer Senke stand, als auch unter Ausnutzung der offenen Tür die Perspektive zu verbessern. Hin und wieder waren sogar verständnislose und etwas mitleidige Kommentare von einigen Fotografen zu vernehmen, aber interessiert hat uns das nie. Denn die Ergebnisse waren so, wie wir uns das vorgestellt hatten.
Neben dem Wunsch, die „Zoo-Perspektive“ zu minimieren, waren natürlich insbesondere die unterschiedlichen Spezies der Katzen und Großkatzen unser Hauptziel. Das geht wohl fast allen Besuchern der Masai Mara so. Löwen, Leoparden und Geparden wollten wir in möglichst bestem Licht und natürlich auch spektakulär fotografieren. Jagd, Kampf, Paarung, Interaktion und Familienleben wollten wir vor die Linse bekommen. Einiges ist uns gelungen, aber auch vieles nicht. Aber wenn man sich überlegt, dass unzählige Wildlife-Fotografen schon an unzähligen Tagen unzählige Bilder in der weiten Graslandschaft gemacht haben, so waren wir doch am Ende mit unserer Ausbeute sehr zufrieden. Sicher, auch das Naturerlebnis zählt, aber ein Tierfotograf, der am Ende einer Tour nichts Zählbares auf den Chip gebannt hat, bleibt doch eher unbefriedigt. Aber insbesondere die Leopardensichtungen und eine Hyänenjagd ermöglichten uns nicht nur Einblicke in das soziale Miteinander der Tiere, sondern auch einige interessante Aufnahmen.
Auch wenn sowohl mein Sohn als auch der Fahrer meinem Wunsch, doch auch mal einen Vogel zu fotografieren, eher Unverständnis entgegenbrachten, so ist mir doch die eine oder andere, wenn auch eher dokumentarische Aufnahme der Vogelwelt gelungen.
Um auch etwas Unerfreuliches zu erwähnen, sollte ich auf die durch die Ranger geplant gelegten Brände hinweisen, die einige Tage lang zu Problemen führten. Abgesehen von dem allgegenwärtigen Geruch nach verbranntem Savannengras und dem mitunter dichten Qualm, wurde uns an einem Abend im Halbdunkel der geplante und direkte Weg zum Camp abgeschnitten. Ohne unseren Fahrer wären wir vielleicht nicht verloren gewesen, aber wir hätten niemals ins Camp zurückgefunden. Zum einen, weil die Sicht sehr eingeschränkt war und zum anderen, weil wir den Weg querfeldein nicht gefunden hätten. Unser Guide – in der Mara geboren und aufgewachsen – blieb aber grundentspannt, auch als er feststellte, dass er über den noch heißen Boden nicht fahren konnte. Er fand einen Weg durch das Buschwerk und kam nur mit 15 Minuten Verspätung im Camp an. Sehr beeindruckend und noch ein Argument für das Offroad-Permit. Der Grund für das Abbrennen ist laut Parkverwaltung, dass man den Bewuchs mit jungem, frischem Gras beschleunigen will, welches wiederum die kleinen Antilopenarten am Leben erhalten soll. Allerdings wird der Tod unzähliger, vor allem kleiner und kleinster Lebewesen in Kauf genommen. Uns leuchtete das nicht ein, zumal die Migration der Gnus vor der Tür stand und diese sich von dem Gras ernähren.
Unser Fahrer war nicht nur herausragend im Aufspüren von Fotomotiven, er bot uns auch Einblicke in die Art und Weise, wie er die unterschiedlichen Aspekte seiner Arbeit organisierte. Wenn am nächsten Tag eine lange Tour geplant, der Tank aber fast leer war, dann telefonierte er kurz und wo eben noch eine Leopardin den Fluss gekreuzt hatte, erschien kurz darauf ein Moped, besetzt mir zwei Personen und beladen mit einem beachtlich großen Dieselkanister. Die Betankung erfolgte unmittelbar und die Aufgabe der zweiten Person war nur, den Trichter in Position zu halten, über den der Treibstoff in den Tank floss. Effektiver Pragmatismus. Als wir durch einen Steinschlag Bremsflüssigkeit verloren, organisierte er unaufgeregt nicht nur einen Ersatzwagen, sondern auch, dass die Mechaniker in diesem mitfuhren, um vor Ort die Reparatur vorzunehmen. Danach wurde wieder getauscht.
Neben dem puren Genuss der Reise mit meinem Sohn in die Landschaft und zu den Tieren, die uns beide so sehr faszinieren, diente die Fahrt auch dazu, die Praxistauglichkeit der spiegellosen Canon EOS R5 im Vergleich zu der DSLR Canon EOS1Dx MK III zu testen. Die DSLR hatte in der Vergangenheit schon häufig genug bewiesen, dass sie ein brauchbares Konzept verkörpert, mit dem ich die Fotos verwirklichen kann, die mir vorschweben. Also was ist an der R5 wirklich besser? Und viel wichtiger war die Frage, ob eine Spiegellose in der Lage sein würde, mich so zu überzeugen, dass ich die DSLR zuhause lassen oder mir gar ein Superteleobjektiv zulegen würde, das nur noch an die R und nicht mehr an das EF-Bajonett passt. Die Bildqualität der R5 passt auf jeden Fall. Und sie ist bis ISO 800 auch deutlich besser, als die der 1Dx III. allein schon wegen der enormen Auflösung in Verbindung mit der Dynamik. Insbesondere in Afrika, wo man meistens mit ausreichend Licht fotografiert und niedrige ISO-Einstellungen verwenden kann. Sobald man allerdings die Grenze von ISO1600 überschreitet, wird zumindest der Aufwand in der Nachbearbeitung deutlich höher. Über diesen Wert kann die 1Dx MK III nur müde lächeln. ISO 4000 ist wirklich kein Thema. Darüber muss man in der EBV dann auch intensiver zu Werke gehen, auch wenn sich bis ISO 8000, je nach Motiv, doch noch tolle Ergebnisse erzielen lassen.
Das Fotografieren mit elekronischem Sucher hat aus meiner Sicht drei Vorteile und zwei Nachteile.
Vorteil 1
Ich sehe im Sucher, ob meine Belichtung korrekt ist.
Vorteil 2
Der Sucher fungiert bei wenig Licht wie ein Restleichtverstärker und ermöglicht bei wenig Umgebungslicht eine viel bessere Beobachtung, als der optische.
Vorteil 3
Ich kann die Dioptriekorrektur zur Bildbetrachtung im Sucher nutzen und brauche dafür keine Brille
Nachteil 1
Bei Serienbildern und maximaler Wiederholungsrate des Suchers habe ich trotzdem eine Darstellung des Geschehnisse mit Verzögerungen und kleinen Unterbrechungen.
Nachteil 2
Bei viel Licht und hohem Kontrast gibt der Sucher die Szenerie abgedunkelt und vor allem nicht mehr farbgetreu wieder, da er nicht die Fähigkeit des menschlichen Auges nutzt, was der optische selbstverständlich tut.
Was schwerer wiegt, hängt von der Situation und von der Art des Fotografierens ab. Ich habe den optischen Sucher der DSLR nach längerer Zeit des Fotografierens mit der R5 immer als erholsam empfunden.
Die grundsätzliche Farbwiedergabe ist bei beiden Kamera sehr ähnlich. Ich habe bei beiden Gehäusen meine Standardwerte für Weißabgleich, Aufnahmeprofil und Farbraum eingestellt und die Nachbearbeitung läuft im Grunde bei beiden Kameras ähnlich ab. Hier also keine Überraschungen. Die maximale Auslösezahl von 10 Bildern pro Sekunde unter Nutzung des mechanischen Auslösers bei der R5 reicht eigentlich fast immer und was besonders erwähnenswert ist: mit dem elektronischen Auslöser trat der gefürchtete Rolling-Shutter-Effekt fast nie auf. Auch wenn eine Antilope frontal auf mich zugerannt kam, konnte ich den elektronischen Auslöser nutzen und hatte kein verzogene Wiedergabe des Hauptobjektes. Einzig ein Mitzieher mit einer parallel zur Kamera laufenden Gruppe von Gazellen erzeugte im Hintergrund verbogenen Bäume. Dass man den elektronischen Auslöser auch bei Tieren in schneller Bewegung nutzen kann, hatte ich schon bei mäuselnden Füchsen im Dortmunder Norden bemerkt.
Die Performance des Autofocus, dessen Grundeinstellmöglichkeiten sich im Laufe der Modelle glücklicherweise wieder von 6 auf 4 reduziert haben, würde ich bei Nutzung des Augen-AF mal als zweigeteilt bezeichnen. Und zwar interessanterweise unterteilt nach Spezies: Vögel jeder Art erfasst die R5 in unglaublicher Schnelligkeit, Genauigkeit und Konstanz. Insbesondere, wenn das Federkleid nicht zu viele Unregelmäßigkeiten und Schattierungen aufweist. Und der Schnabel horizontal ausgerichtet ist. Sobald allerdings ein Adler einen Balzruf ausstößt und den Kopf nach oben wirft, irritiert das häufig den Augen-AF und er verliert die Orientierung. Das war aber auch das einzige, reproduzierbare Szenario, bei dem der Augen-AF Probleme bekam, die ihn schlechter machten, als den AF der DSLR. Viele Aufnahmen von Vögeln aus nächster Nähe waren nur mit dem verlässlichen Augen-AF möglich.
Ein gänzlich anderes Bild ergab sich allerdings bei den Säugetieren und ich kann nur hoffen, dass der laut Werbung ja lernende AF hier noch einiges dazulernt. Die Augen eines Geparden wurden in der Hälfte der Fälle nicht erkannt. Bei Löwen lag die Fehlerquote bei immerhin noch 30%. Bei Leoparden irgendwo dazwischen. Möglicherweise erkennt das Modul einfach nicht, ob es einen Fleck oder ein Auge vor sich hat und vertut sich. Was dafür spricht, ist die bessere Trefferanzahl bei Löwen. Bei Hundeartigen oder zumindest bei Tieren, deren Gesichter denen von Hunden ähneln, war die Performance wieder viel besser. Die Trefferquote lag insbesondere bei Hyänen bei annähernd 90%.
Bei jeglicher Form von Antilopenartigen, aber auch Giraffen, Elefanten, Reptilien und Flusspferden ist der Augenautofocus vollkommen überfordert und nicht nutzbar. Dass ich die Kamera trotzdem fast zu gleichen Teilen wie die 1Dx eingesetzt habe, liegt an der hervorragenden Bildqualität und der Tatsache, dass ich, durch die Aktivierung des Augen-AF über die Sterntaste an der Kamerarückseite, diesen nur bei den Spezies genutzt habe, bei denen er gut funktioniert hat. Ansonsten Servo-AF über den Auslöser und AF-ON Taste auf AF-STOP umgewidmet, wie ich das schon immer mache. Viele empfehlen ein andere Belegung, aber jeder wie er es am besten kann.
Griffigkeit und Tempo des AFs sind bei der 1Dx MK III ebenfalls besser und ich würde bei einer sich ankündigenden, schnellen Bewegung eines Säugetiers auf mich zu immer die DSLR nehmen. Wenn es sich um einen Vogel handelt, hat sich das AF-System der R5 bereits bewährt und ich würde diese vorziehen.
Akkulaufzeit? Kein Vergleich. Trotz angesetzten Batteriegriffes, konnte ich mit der R5 30 % der Bilder machen, die mit einer Akkuladung und der 1Dx MK III möglich waren. Allerdings muss man fairerweise auch sagen, dass ich auch nach intensiven Tagen abends niemals weniger als 20% Restkapazität an beiden Akkus der R5 hatte. Es reicht also zumindest für meine Art zu fotografieren aus.
Haltbarkeit? Sie hat gehalten. Sie war viel Staub und auch Ruß ausgesetzt und hatte keine Probleme. Mit Wasser kam sie nicht in Kontakt und extreme Temperaturschwankungen musste sie auch nicht mitmachen.
Haptik. Sehr gut und das sage ich als traditioneller 1D-Serie Nutzer.
Bedienung? An und für sich wirklich durchdacht und einprägsam. Und durch die individuelle Tastenbelegung noch besser an das anzupassen, was man gewöhnt ist. Eines ist jedoch vollkommen unverständlich und wirklich schlecht gelöst und das ist die Positionierung des AF-Multicontrollers im Hochformat. Als wollte Canon nicht, dass man ihn verwendet. Sobald man die Kamera ins Hochformat schwenkt und den Autofokuspunkt verschieben möchte, landet man mit dem Daumen zwangsläufig irgendwo, nur nicht da, wo man hin will. Dann erinnert man sich daran, dass man den Daumen viel weiter nach unten schwenken muss und dann noch ein Stückchen. Dann hat man ihn und die Fotogelegenheit ist dahin. Nicht einmal die Tatsache, dass man den Controller erst mit dem Batteriegriff ansetzt, ist ein plausibler Grund für diesen ergonomisches Fehler, denn in annähernd derselben Distanz sowie in exakt demselben Winkel wie im Querformat wäre Platz gewesen.
Zum Filmen kann ich noch nichts sagen, da ich mit der Kamera noch nicht gefilmt habe.
Etwas Interessantes ist mir bei zunehmender Nutzung der R5 aufgefallen. Auch natürlich rein subjektiv, aber vielleicht hatte ja jemand schon einmal ein ähnliches Gefühl. Man drückt häufiger auf den Auslöser, weil sie so leise ist. Das Geratter der DSLR habe ich lange Zeit als beinahe sexy empfunden, aber seit ich die R5 mit ihren ebenfalls schnellen Bildfolgen und dem sanften Auslösegeräusch auch bei Benutzung des mechanischen Auslösers habe, zucke ich beim Wechsel auf die 1Dx MK III immer zusammen. Das Geratter löst bei den Tieren in Afrika zwar keinen Fluchtreflex aus, aber das Gefühl, ein diskreter Beobachter zu sein, ist auf jeden Fall dahin. Ich musste mich immer erst wieder daran gewöhnen. Und wenn man zumindest akustisch zurückhaltender ist, dann fotografiert man auch lieber und mehr. So erging es zumindest mir.
Nun aber genug des Geredes, ich zeige lieber noch ein paar Bilder mit ausführlichen technischen Angaben und hoffe, man kann die Begeisterung, die meinen Sohn und ich in der Masai Mara erfasst hat, verstehen.
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