Ich liebe die Naturfotografie. Sagen viele NaturfotografInnen. Ich liebe die Natur, die Tiere. Hört man auch immer wieder. Auch wenn ich sicher niemandem die Fähigkeit zu lieben absprechen möchte, so gehorcht diese Wortwahl wohl eher dem Zeitgeist. Liebe ist ein inflationär gebrauchtes Wort. Jeder liebt momentan alles. Wer nicht mindestens einmal in einer Unterhaltung über Begeisterung und Leidenschaft, Enthusiasmus und Hingabe für sein Hobby das Wort Liebe benutzt, läuft Gefahr, nicht ernst genommen zu werden. Schließlich hört man immer wieder, dass nur derjenige in etwas richtig gut ist und Erfolg damit hat, der liebt, was er tut. Und in Zeiten immer währender Internetpräsenz, in denen verlangt wird, dass man seine Follower emotional abholt, wo auch immer sie sich gerade befinden, ist es scheinbar ein probates Mittel, die Liebe ins Spiel zu bringen. Allgegenwärtig ist sie sicher, die Liebe, nur nicht dort, wo ständig von ihr gesprochen wird. Mag sein, dass es vielen zu aufwändig ist, sich zu überlegen, welches Wort das eigene Gefühl möglicherweise treffender beschreibt. Sie müssen schließlich ein schnelllebiges Medium regelmäßig füttern, um in aller Munde zu bleiben. Emotion geht immer. Das weiß auch der Bachelor.
Zu Papier gebrachte, semantische Spitzfindigkeit? Vielleicht. Aber sollte man sich nicht auch die Zeit nehmen, treffend zu formulieren, wenn man schon wochenlang auskundschaftet, tagelang ansitzt und stundenlang bearbeitet, um das Beste aus seinen Bildern herauszuholen? Zu leichtfertig wird aus meiner Sicht eine vernünftige Beschreibung geopfert, um möglichst schnell mit dem neuesten Werk online zu sein. Dann lieber nur ein Titel und technische Daten. Wenn aber jemand tatsächlich etwas zu sagen zu haben glaubt, dann möge er oder sie dies bitte auch tun. Wer schreibt, der bleibt, heißt es. Der Gedanke kann sicher auch einschüchternd wirken. Schließlich vergisst das Netz nichts und man muss sich in Zukunft daran messen lassen, was man in der Vergangenheit geschrieben hat. Doch ist es nicht auch reizvoll, wenn man gezwungen ist, gerade wegen dieses Umstandes bedacht zu formulieren? Instagram ist sicher nicht das geeignete Medium, um das zu tun, auch wenn es inzwischen die bevorzugte Plattform vieler FotografenInnen geworden ist, Bilder zu präsentieren. Es wird sich einzig auf die Wirkung der Bilder verlassen, was nicht immer funktionieren muss und auch nicht immer ausreicht.
Und da ich dies nun so zu Papier gebracht habe und postuliere, muss auch ich mich daran messen lassen. In der Vergangenheit habe ich oft eher kursorische Angaben über die Entstehung meiner Aufnahmen gemacht, und ich werde meinen Blog dazu nutzen, dies zu ändern. Denn ich denke, dass das sowohl für die LeserInnen interessant sein kann, als auch mir die Gelegenheit gibt, das Erlebte in treffende Worte zu fassen und mich noch einmal damit zu beschäftigen. Und keine Angst, nicht zu jedem Hasenbild gibt es jetzt ein Essay.
Also auf in die Natur, mit Begeisterung, hoffentlich Ideenreichtum, unabdingbar mit Geduld und Wachsamkeit.
Die Liebe lasse ich außen vor, die gilt meiner Familie.