Im äußersten Norden des Krüger Nationalparks an der Grenze zu Simbabwe liegt die Parfuri-Region. Die wenigsten Besucher des Parks waren jemals dort, was unterschiedliche Gründe hat. Zum einen betreten die meisten den KNP im Süden und die Distanzen zwischen den Camps werden in Richtung Norden immer größer und die Straßen immer weniger. Das einzige staatliche Camp, welches man buchen kann, ist das Parfuri Border Camp und man hat dort die Auswahl zwischen drei Unterkünften. Also tatsächlich nur drei verschiedenen Häusern, nicht etwa Unterkunftstypen. Zum Vergleich bietet ein Main Camp wie Letaba im Zentrum des Parks 103 feste Unterkünfte und zusätzlich 60 Zeltplätze sowie 10 feste Zelte. Es ist also notwendig, rechtzeitig zu buchen und sich darüber im Klaren zu sein, dass es eigentlich in der näheren Umgebung des Camps nur drei Straßen respektive Sandpisten gibt, die man befahren kann. Wenn man mehr von der Region sehen möchte, muss man sich in der Makuleke Concession einbuchen, was allerdings erheblich teuer ist, da diese nicht zum von Sanparks verwalteten Gebiet des Krügers gehört. Erschwerend kommt hinzu, dass man sich – wie in allen Camps ohne Restaurant – selbst versorgen muss und die nächste Einkaufsmöglichkeit in Punda Maria zu finden ist, was 71 km entfernt liegt. Das Killerargument gegen einen Besuch von Parfuri ist für viele allerdings die geringe Dichte von Raubtieren. Die letzten Löwen haben sich vor einigen Jahren in den Süden zurückgezogen, Geparden findet man praktisch nicht und Leoparden sind zwar nicht selten, aber aufgrund der ganzjährig dichten Vegetation schwer zu entdecken. Der Apex-Predator ist die Tüpfelhyäne und auch diese haben wir bei unserem diesjährigen Besuch nicht zu Gesicht bekommen.
Der Grund für unseren wiederholten Besuch in Parfuri liegt woanders und wenn man diejenigen fragt, die auch schon einmal dort waren, schlägt einem immer Begeisterung entgegen, gefolgt von Berichten über die reiche Vegetation und die großen Herden von Büffeln und Elefanten. Auch unter den Vogelbegeisterten führt die Erwähnung von Parfuri sofort zu einem verklärten Blick und zu einer Aufzählung der unterschiedlichen Vogelarten, die man dort sehen kann. Was uns – meine Frau und mich – angeht, so wollten wir dort oben in Begleitung von Walking Guides wandern und endlich einmal die Wälder von innen sehen, die man sonst nur von außen betrachten kann. Und das haben wir dann auch getan und waren bezaubert, beeindruckt, begeistert.
Unsere Woche war unterteilt in drei Tage mit jeweils zwei geführten Wanderungen in der Makuleke Concession ausgehend vom Nkula Tented Camp und drei Tagen im Parfuri Border Camp, während derer wir im eigenen Auto unterwegs waren. Zwei professionelle Guides führten uns jeweils am Vormittag und am späten Nachmittag durch verschiedene, immer sehr unterschiedliche Landschaften. Während der erste Walk uns durch den Jackalberry Tree Forest direkt an den Ufern des Limpopo führte, erklommen wir am Nachmittag felsiges Gelände, um von oben in eine bewaldete Schlucht zu blicken, deren Baumriesen fast bis auf unsere Höhe reichten.
Da nur eine der Wanderungen direkt im Camp startete, wir aber sonst immer erst mit dem Auto zum Startpunkt gefahren wurden, hatten wir als Zugabe immer noch die Nachtfahrt zurück ins Camp, während derer wir verschiedenste nachtaktive Bewohner zu Gesicht bekamen.
Und auch die Nächte im Camp wurden fotografisch überraschend spannend, als wir bemerkten, dass des Nachts eine Zibetkatze um unser Zelt strich. Am ersten Abend hatte ich die Wildkamera an einem Baum in Zeltnähe aufgehängt und die Kontrolle am nächsten Morgen zeigte eine Ginsterkatze. Super, dachte ich, dann habe ich wenigstens das ganze Kamerafallenequipment nicht umsonst mitgenommen. Was sich allerdings am nächsten Abend vor unserer Unterkunft einfand, war deutlich größer und erfreute mich noch mehr: eine Zibetkatze (engl. Civet)!
Die Guides waren beide gut ausgebildet und wir empfanden es als sehr bereichernd, an ihrem Wissen über das dortige Ökosystem teilzuhaben. Uns wurden Insekten, Amphibien und Pflanzen erklärt, über die wir ansonsten sicher nichts erfahren hätten. Man konnte die beiden fast alles fragen und wenn sie einmal keine Antwort wussten, schlugen sie sofort in dem passenden Online-Lexikon nach oder befragten zum Beispiel eine fest installierte App nach der gesuchten Vogel – oder Pflanzenart.
Das Highlight war sicherlich der Gang durch den Fever Tree Forest. Einen Vormittag liefen wir zwischen den grünen Baumriesen hindurch, versuchten die große Menge unterschiedlicher Vogelarten zu bestimmen und ich habe wieder einmal festgestellt, dass ein sich Telezoom für die Fotografie im Wald besser eignet, als ein Weitwinkel. Allerdings muss insbesondere dem passionierten Naturfotografen klar sein, dass er bei diesen Wanderungen nur wenig Zeit bekommt, seine Motive auf den Chip zu bannen. Man ist Teil einer Gruppe, die sich an die Regeln der Guides zu halten hat. Und zurückzubleiben ist keine Option. Wenn die Mitstreiter verständnisvoll sind, hat man vielleicht mal zwei Minuten, aber mehr ist nicht drin.
Laut einer Erzählung unserer südafrikanischen Mitstreiter ist der Fever Tree in der Lage, sowohl Giftstoffe im Boden in einen tief am Stamm ansetzenden Ast umzuleiten, als auch bei Wassermangel diesen nicht zu versorgen. Da er auf diese Weise einen Ast opfert, um zu überleben, spricht man vom „sacrificed branch“. An vielen Bäumen finden sich in der Tat schwarze, leblose Äste, die die Geschichte zu belegen scheinen.
Der Artenreichtum ist immens und, zumindest was die Vogelwelt betrifft, erkennbar größer als im Süden des Krüger Nationalparks. Die nun folgenden Aufnahmen sind alle auf einer Strecke von etwas 3 km beidseits einer Sandpiste entstanden, die entang des Luvuvhu – einem Zufluss zum Limpopo – verläuft. Innerhalb von zwei Stunden eines Tages.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Norden des Krügers zu Fuß zu erkunden. Wir haben uns für eine Variante entschieden, bei der man morgens und Nachmittags kleine Wanderungen unternimmt und zwischendurch immer wieder in ein festes Zeltcamp zurückkehrt (https://returnafrica.com/escapes/pafuri-walking-trails). Andere Anbieter geben einem auch die Möglichkeit, mehrere Tage am Stück mit mobilen Zelten die Region zu erwandern, was für uns aus unterschiedlichen Gründen – zumindest beim ersten Mal – nicht in Frage kam.
Am vierten Tag unseres Aufenthaltes in der Parfuri Region begann der Self Drive-Teil der Tour mit dem Parfuri Border Camp als Basis. Die Versorgung mit verderblichen Lebensmitteln erfolgte in Punda Maria. Alles andere hatten wir schon vorher außerhalb des KNP eingekauft. An dem von uns bewohnten Mockford Cottage ist die Pandemie leider nicht spurlos vorübergegangen und der Renovierungsstau war offensichtlich: nur ein dünner Strahl warmes Wasser in der Wanne, sonst nirgends im Haus, auch nicht in der Küche. Strom nur etwa für die Hälfte des Tages und überall zerstörte Moskitonetze. Solange da nichts geschieht, werden wir sicher nicht noch einmal das Cottage mieten. Dafür versuchten insbesondere Elefanten und Büffel dieses Manko wieder wettzumachen und es gelang ihnen sehr schnell, die aufkommende schlechte Laune zu vertreiben. Wieder einmal bescherten uns die Wälder am Limpopo und Luvuvhu begeisternde Sichtungen. Das Wetter war meist regnerisch und was wir anfänglich als Manko empfanden, entpuppte sich insbesondere in Kombination mit dem satten Grün der üppigen Vegetation als sehr positiv. Und ich hatte wieder soviel Zeit, wie ich wollte, um zu fotografieren. Keiner drängelte und meine Frau ist geradezu „elefantensüchtig“ und dankenswerter Weise in der Lage, mir das sichere Gefühl zu geben, dass ich genug Zeit habe.
Nachdem ich meine beiden letzten Afrikaaufenthalte in der Masai Mara in Kenia verbracht habe, habe ich es sehr genossen, viel Zeit mit den Säugetieren zu verbringen, die, wegen des Focus auf den Großkatzen, in der Mara oft zu kurz kommen. Man kommt dem Fotoobjekt auch emotional näher, wenn man es nicht nur als potentielle Beute betrachtet, sondern versucht, die Charaktere der Tiere herauszuarbeiten.
Wenn man von Parfuri ein wenig nach Süden abschweift, also wirklich nur 30 km, dann kommt man an einen Abzweig, der rechts zu einem großen Wasserloch führt. In der Trockenzeit, sammeln sich hier Massen von Tieren, um zu trinken. Während unserer Reisezeit im April – einer Zeit des Überflusses – herrschte dort gähnende Leere. Aber um uns milde zu stimmen, tauchte ein großer Gepardenkater am Wegweiser auf und untersuchte diesen auf Markierungen von Artgenossen.
Während Katzen es einem leicht machen, sie ansprechend in Szene zu setzen, ist es meiner Meinung nach viel schwerer, die großen Pflanzenfresser so zu fotografieren, dass es nicht langweilig wird. Die schiere Größe der Tiere, die Textur der Haut, die sehr unterschiedlichen Gesichter, alt und jung, Weibchen und Männchen, das Verhalten der Individuen, aber auch das Miteinander sind Dinge, die ich versucht habe, in Bildern festzuhalten. Nicht alles ist geglückt, aber ein paar Dinge sind es schon.
Wenn ich mich entscheiden müsste, welche Regionen des Krüger Nationalparks ich besuchen sollte, dann würde meine Wahl immer wieder auf den Norden fallen. Die deutlich geringere Zahl von Besuchern, die viel attraktivere Vegetation, die malerische Landschaft, die großen Tierherden faszinieren mehr, als dass die selteneren Sichtungen von Raubtieren stören. Und wenn man dann das Glück hat, dass einem eine Großkatze über den Weg läuft, dann hat man sie zumeist für sich und muss sich mit der Kamera nicht eine Lücke zwischen 20 weißen SUVs suchen.
Wenn ich mich nicht entscheiden müsste, sondern genug Zeit zur Verfügung stünde, dann wäre es sicher schlau, den ganzen Park zu besuchen. Zum einen der Raubtiere wegen, aber auch, um alle Landschaften zu sehen, die der Park umfasst.
Was die Fototechnik angeht, so habe ich allein anhand der Metadaten meiner 6500 Aufnahmen schnell gemerkt, dass das 600er unumgänglich ist. Der Ausbau der Brennweite auf 840 mm mittels 1,4x Konverter ohne relevanten Qualitätsverlust ist unschlagbar. Zum Vergleich hatte ich diesmal auch das aktuelle 2,8/400er dabei und habe es mit 1,4x und 2x Konverter kombiniert. Qualitativ war die Kombination des 400ers mit dem 2x Konverter dem 600er mit 1,4x Konverter unterlegen. 400er mit 1,4x Konverter – also 4/560 – sind allerdings eine ausgezeichnete Kombination und wenn man überlegt, dass man dann ja auch noch die 2,8/400mm zur Verfügung hat, kann ich so manchen verstehen, der, sobald er die Entscheidung zwischen 400 und 600mm treffen muss, sich für die kürzere Brennweite entscheidet. Kameraseitiger Schwerpunkt und geringes Gewicht des aktuellen 400er sprechen ebenfalls für die kürzere Brennweite.
Zum ersten Mal dabei war auch das RF 100-500mm, das ich wie folgt zusammenfassen würde:
- Leicht und gut auf Wanderungen mitzunehmen
- Sehr effektive Bildstabilisierung mit der R5
- Tolle Schärfe und guter Kontrast
- Sehr universell einsetzbar mit hervorragender Bildqualität im Nahbereich
Der Unschärfebereich ist in meinen Augen die einzige relevante Schwäche. Mit einer größten Öffnung von 7,1 bei den oft eingesetzten 500mm ist allerdings auch nichts zu erwarten, das annähernd an die oben genannten Festbrennweiten heranreicht. Im Nahbereich kommt das nicht so sehr zum tragen, denn je größer der Abbildungsmaßstab, desto geringer die Tiefenschärfe. Sobald man aber größere Tiere fotografiert und ihnen vielleicht auch noch etwas Platz im Bildformat lässt, wird der Hintergrund schon sehr unruhig, sofern er nicht meilenweit entfernt ist. Aber ich vermute, dass viele sich eher fragen, ob sie ihr schweres 200-400er mit eingebautem 1,4er Konverter gegen das 100-500er eintauschen sollen. Das frage ich mich momentan auch, tendiere aber dazu, mein bewährtes 200-400er zu behalten, da die Blende 4 bei 400mm schon einen völlig anderen Bildeindruck macht und der eingebaute Konverter doch sehr praktikabel ist. Darüber hinaus hatte ich mit meinem 200-400 1,4x noch kein Schärfeproblem, wie es scheinbar viele andere schon erlebt haben und 5,6/560mm sind nicht mit 7,1/500mm vergleichbar. Ich sehe schon, ich werde beide behalten und sie danach auswählen, wie mobil ich auf der jeweiligen Tour sein muss.
Ich hoffe, dass ich Interesse an dem von Safaritouristen zu Unrecht stiefmütterlich behandelten Norden des Krüger Nationalparks geweckt habe und empfehle allen, die die Natur unmittelbarer als aus dem Auto heraus erleben möchten, mal eine der verschiedenen Wandertouren auszuprobieren.
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